GESCHICHTE
28/07/2012 21:54
1939
Bereits 1939 versammelte Johannes Meißner einige "Rollenbegeisterte" um sich, die ihre Freizeit dem Rollkunstlauf verschrieben hatten. Im Jahr 1954 rief er im damaligen Großenhainer Stahlwerk eine Sektion Rollsport ins Leben, welche immer wieder mit mangelnden Hallenzeiten zu kämpfen hatte.1958 bekam die Turnhalle in Großenhain-Naundorf (jetzt An der Turnhalle 4) Parkett und Johannes Meißner wagte mit seiner Kunstlaufpartnerin Sigrid Knesche, die von da an auch als Übungsleiterin tätig wurde, einen Neuanfang. Die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. Mehrere Bezirksmeistertitel waren der Lohn für ein hartes Training. Die Großenhainer waren begeistert von ihren Rollsportlern. Am 8.10.1961 zum "Rollsportmagazin", einem bunten Schaulaufprogramm, kamen über 800 Zuschauer und belohnten die Sportler mit stürmischen Beifall.
1962
hielt der Rollschnelllauf Einzug in die BSG Stahl. Trainiert wurden die Jungen und Mädchen von Hans-Joachim Knesche, dem Ehemann von Sigrid Knesche. Schnell wurden auch hier Erfolge erzielt. Bei der Bestenermittlung im DDR-Maßstab wurde die BSG Stahl beste Sportgemeinschaft. Bezirks- und DDR-Meistertitel wurden erkämpft. Der Wunsch nach einer Rollschuhbahn wurde immer größer. Am 7. Oktober 1964 vollzog der vierfache DDR-Meister Ernst-Peter Böttcher den ersten Spatenstich für die Bahn vor der Turnhalle in Naundorf. Zunächst nur als Kunstlaufbahn geplant, konnte durch große Eigeninitiative der Trainer Meißner und Knesche, sowie unzähliger Arbeitsstunden von Mitgliedern und Eltern auch die 150 m lange Schnelllaufbahn realisiert werden. Jede Menge Schweiß floss - so wurde das Packlager per Hand Stein für Stein gesetzt und jede Betonmischung mit der Schubkarre bewegt.
Am 7.-9. Oktober 1966 erfolgte mit einem Pionierpokalwettkampf die Einweihung, zu der Sportler aus der gesamten DDR starteten. 40 Kunstläufer und 18 Schnellläufer trainierten zu dieser Zeit auf der Bahn. Großenhain wurde zu einer Hochburg der Rollschnellläufer, Hans-Joachim Knesche wurde Vorsitzender des Trainerrates des Deutschen Rollsportverbandes und zahlreiche Sportler wurden an die Berliner Sportschule zum Eisschnelllauf delegiert.
Ab 1967
gab es mehrere Internationale Wettkämpfe auf der Großenhainer Bahn. Sportler aus Belgien und Frankreich, später auch aus Italien nahmen daran teil. Mit großen Augen bestaunten die Gastgeber die Rollschuhe aus dem Westen, die nicht wie hiesige mit Hartgummirollen bestückt waren, sondern mit Holzrollen. Je nach Belag wurde zwischen vier verschieden Holzarten ausgewählt.
1968 und 1970 war Großenhain Gastgeber der DDR-Meisterschaften. 1968 holten die acht Großenhainer Starter 19 Medaillen, 1970 elf Meistertitel. Mitte der 70-er hatte das Trainingszentrum, durch den Weggang von Übungsleitern einige Schwierigkeiten zu bewältigen. Eltern und ehemalige Aktive füllten die Lücken und die Erfolgsserie konnte fortgesetzt werden. So erliefen die Großenhainer Teilnehmer der 8. Kinder- und Jugendspartakiade 26 von 34 Goldmedaillen.
Ende der 70er
Jahre war für die DDR-Sportführung nur noch die Zuarbeit für das bei Olympia so medaillenträchtige Eisschnelllaufen interessant. Die Großenhainer Sektion Rollsport wurden mehr und mehr zur Kaderschmiede für den SC Einheit Dresden. Der Rollsport geriet immer mehr ins Hintertreffen.
Ab 1990
Mit der Wende wurde die BSG Stahl aufgelöst, doch der Kreissportbund hielt das Training aufrecht. Im Jahr 1990 entstand dann der Großenhainer Rollsportverein e.V. mit Detlef Pilz als Vorsitzenden. Die Rollsportler arbeiteten sich zielgerichtet mit leistungsorientiertem Training wieder nach oben. Nachdem die Rollschnelllaufbahn in ihrem baulichen Zustand große Gefahren für die Athleten barg, erhielt sie 1993 durch die Kommune einen neuen Belag.
Seitdem geht es vorwärts. 1994/95 wechselten auch die Großenhainer vom klassischen Rollschuh zum schnelleren Inliner.
Seit 1993 konnten Großenhainer Speedskater zahlreiche Medaillen bei Deutschen Meisterschaften erkämpfen.
1996 wurden wir Sachsens Landesleistungsstützpunkt, das war die Bestätigung für die gute Arbeit unserer lizenzierten Übungsleiter.
Jedes Jahr im November, wenn die Sportler des Jahres im Landkreis Riesa-Großenhain gekürt werden, zeigt sich, dass die Sportler des GRV großes Ansehen genießen. In den letzten Jahren wurden gleich in mehreren Kategorien Skater unseres Vereins nominiert und erzielten Platzierungen von eins bis drei.
2000
Erstmals in der Geschichte unseres Vereins wurden 2003 zwei Sportler für die Europameisterschaft der Junioren nominiert. Luise Finsterbusch und Josephin Hönicke kämpften mit großem Erfolg im deutschen Nationalteam. Die Sprinterin Luise Finsterbusch erlief sich über 500 m eine Bronzemedaille.
Im Jahr 2004 gab es durch Ute Enger den ersten Europameister - Titel im Marathon der Altersklasse 40, den sie in Basel nach hartem Kampf erringen konnte. Und die beiden Juniorinnen vertraten diesmal zusammen mit Lisa Kaluzni Deutschland (und Großenhain) bei den Junioren - Europameisterschaften in Pamplona (Spanien). Wiederum konnte sich Luise Finsterbusch eine Bronzemedaille im Sprint über 200 m erkämpfen.
Mit einem umfangreichen Festprogramm konnte zu den 10. Internationalen Rollsporttagen Ende August 2004 das 50jährige Bestehen der Sektion Rollsport gefeiert werden.
Auch im Jahr 2005 wurde die Erfolgsbilanz des Vereins weiter geschrieben: Erstmals gab es Medaillen bei Weltmeisterschaften! Im April errang Ute Enger bei den World Masters in der Altersklasse 40 den Vizemeistertitel.
Neben dem starken Trio der Juniorinnen A, Josephin Hönicke, Lisa Kaluzni und Luise Finsterbusch, wurde mit Sebastian Pohl erstmals ein männlicher Speedskater zu den JEM nach Cardano al Campo (Italien) nominiert. Josephin konnte sich über die Sprintstrecken 3 Einzelmedaillen (2.Platz 500 m, 2.Platz 1.000 m, 3. Platz 300 m) sichern und im Staffelwettbewerb zusammen mit Lisa auf den zweiten Platz laufen. Aufgrund ihrer super Leistungen erhielt Josi die Nominierung für die Weltmeisterschaften der Junioren und Aktiven in China. Und die einzigste Medaille für Deutschland in diesem Jahr konnte sie gemeinsam mit Sabine Berg und Sissy Schmidt aus Gera in der Staffel erringen, wo sie den 3. Platz belegten.
2010
Die 1966 eingeweihte Rollschnelllaufbahn wurde nach italienischem Vorbild mit überhöhten Kurven gebaut und war damals eine der modernsten Bahnen im gesamten Deutschland. Für die immer schneller werdenden Speedskater war sie zuletzt eine große Herausforderung und barg mit ihren engen Kurven auch Gefahren.
In den Jahren 2005-2013 entstand im Bereich der ehemaligen Kasernenanlage eine moderne Sport- und Freizeitanlage (Sportpark Husarenviertel). Auch die Großenhainer Rollsportler erhielten hier ein neues Domizil, eine internationalen Standards entsprechende 200m Bahn und eine Sporthalle. Bevor wir aber die neue Anlage im November 2010 in Besitz nehmen konnten, hinterließ am 24.Mai 2010 ein Tornado eine Schneise der Verwüstung in Großenhain und den angrenzenden Gemeinden. U.a. wurde auch die alte Rollsporthalle zerstört und die noch in Bau befindliche neue Halle stark beschädigt.
Mit den verbesserten Trainings- und Wettkampfbedingungen konnten auch die sportlichen Erfolge auf ein neues Niveau gehoben werden. Bestes Beispiel dafür ist Elisabeth Baier. Bei den Europameisterschaften 2014-2016 errang sie insgesamt 3x Gold, 4x Silber und 2x Bronze. Ihren bisher größten Erfolg erzielte sie bei den Weltmeisterschaften 2016 in Nanjing (China) mit dem Gewinn der Bronzemedaille über 100m.
Bei den Europameisterschaften 2017 in Lagos (Portugal) vertraten erstmals wieder drei Großenhainer Sportler - Elisabeth Baier, Franz Pottrich und Melina Scheffler - den GRV. Mit der deutschen Juniorenstaffel konnte Elisabeth Bronze gewinnen.
Wünsche für die Zukunft
Zu wünschen ist, dass auch in Zukunft junge, sportliche Talente den Weg in den Verein finden und die gute Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung, den Sponsoren und allen Förderern und Eltern im Interesse der Kinder und Jugendlichen auf dem bestehenden hohen Niveau weiter geführt werden kann.